Wer schon einmal in einem Rock-, Pop-, Punk- oder einem Konzert einer ähnlichen Musikrichtung war, kennt das Gefühl danach. Oft noch berauscht vom Gesamteindruck, ist das Rauschen im Ohr erst mal nur eine lästige Nebenwirkung. Die Alltagsgeräusche um sich herum nimmt der Konzertbesucher zunächst nur wie durch einen Nebel wahr, alles klingt dumpf, und eine Unterhaltung in normaler Tonlage ist kaum möglich. Bereits nach wenigen Stunden hat sich das Gehör dann weitestgehend erholt, und bis zum nächsten Konzert ist alles vergessen.
Doch der folgende Einzelfall zeigt, dass es bei einem Übermaß an Beschallung auch zu bleibenden Schäden im Ohr kommen kann. Ein Jugendlicher schloss mit seinen Freunden eine Wette ab, dass er es stundenlang zwischen den Boxen seiner vollausgesteuerten Hi-Fi-Anlage aushalten könne. Als er nach einigen Stunden die Musik abschaltete, bemerkte er einen intensiven Tinnitus, ein Ohrgeräusch, das auch nach Tagen nicht verschwand. Messungen ergaben, dass es durch die Musiküberlastung zu einem erheblichen Hörverlust gekommen war.
Zu den Discos, Radios, Musikanlagen kommen noch die tragbaren Varianten Marke »Knopf im Ohr«, also MP3-Player und Smartphones, die die Dauermusikberieselung speziell von Kindern und Jugendlichen im meist gesundheitsschädlichem Lautstärkebereich noch erheblich erleichtern. Zur Orientierung ein paar Zahlen: Ab 80-B5 Dezibel wird es für die Ohren gefährlich. Die Diskotheken- und Konzertbesucher werden im Mittel mit 110 Dezibel beschallt, was in etwa vergleichbar mit dem Lärm einer Flugzeugdüse ist, und die Lautstärke des MP3-Players eines Durchschnittsteenagers entspricht einem Pressluftbohrer aus fünf Metern Entfernung.
Aber wie so oft trägt erst die Länge die Last, und so gibt es heute wohl kaum einen Rockmusiker, der nach zehn Jahren in seinem Beruf noch normal hört. »Deep Purple« gelangte sogar zu dem zweifelhaften Ruhm als damals lauteste Band in das Guiness-Buch der Rekorde eingetragen zu werden. Aber nicht alle Bands sind heute noch bereit, ihrer Musik ein so großes Opfer zu bringen. Die »H-Blockx« z.B. tragen bei ihren Auftritten eine »kleine« Errungenschaft der Hochtechnologie in den Ohren. Sie ließen sich eine sogenannte Otoplastik gießen, die der Laie als Ohrpfropfen und der Fachmann lieber als Gehörschutzstöpsel bezeichnen würde. Diese »Wunderwaffe« gegen den Lärm führt anders als zum Beispiel Watte nicht zu einem dumpfen Sound, sondern zu gleichmäßiger Dämpfung.
Ob sich dies auch bei den Fans auf Dauer durchzusetzen vermag ist fraglich, zumal für viele die Lautstärke das Erlebnis Konzert erst vollkommen macht.