Menschen sprechen miteinander. Wölfe heulen sich ihre Botschaften zu. Mit knarrenden Lautfolgen und Gesängen, die bis zu 22 Stunden dauern können, halten Pottwale unter Wasser Verbindung. Murmeltiere verständigen sich durch Pfeifen. Stechmückenmännchen orientieren sich am Summen der Weibchen. Partnersuchende Fische geben Grunz-, Quak- und Trommelgeräusche von sich. Und sogar Muscheln können sich durch Knattern bemerkbar machen. Die Fähigkeit, Schallsignale auszusenden, zu empfangen und ihre Bedeutung zu erkennen, ist vor allem für Lebewesen, die in Sozialverbänden leben, von großer Bedeutung.
Die außergewöhnliche Vielfalt der Hörleistungen in der belebten Natur ergibt sich aus der unterschiedlichen Bauart der Hörorgane und dem Teil des Nervensystems oder des Hirns, der für die Verarbeitung des Schalls gebraucht wird. Außerdem ist der Hörbereich individuell unterschiedlich. Tiere müssen sich beim Hören auf den Frequenzbereich einstellen, der ihnen optimale Überlebenschancen sichert. Spinnen zum Beispiel hören die Geräusche schlagender Insektenflügel in einer Frequenz, die jenseits dessen liegt, was für Menschen wahrnehmbar ist. Die Frequenz eines Tones ist die Maßeinheit dafür, wie oft pro Sekunde die Luft um die Tonquelle herum schwingt. Gemessen wird die Frequenz in Schwingungen pro Sekunde oder Hertz. Zur Entlastung des Gehirns sind sowohl Mensch als auch Tier taub für alle Geräusche, die für sie unwichtig sind. Tiere mit recht einfach konstruierten Ohren und Hirnen reagieren dementsprechend nur auf einen engen Frequenzbereich.
Wir wären wohl sehr irritiert, wenn wir uns etwa mit den Ohren der Frösche in unserer Welt orientieren müssten. Wir würden nämlich überwiegend die Lautäußerungen anderer Frösche und die ihrer Fressfeinde wahrnehmen. Die Ohren oder besser die Ohrdrüsen eines Frosches sind nur für die Frequenzen dieser Töne empfindlich, und sein Hirn reagiert nur auf bestimmte Tonmuster. Gegenüber allen für ihn unwichtigen Geräuschen ist er taub.
Für ein Froschweibchen ist das wichtigste Geräusch der Lockruf des Männchens. Seine Ohren sind so fein darauf ausgerichtet, dass es die Stimme eines möglichen Partners aus den Quaktönen eines ganzen Froschkonzerts heraushören kann. In New Jersey ist der Grillenfrosch heimisch, der dort auf einer Frequenz von 3500 Hertz "sendet" und von allen Weibchen seines Reviers auch sofort verstanden wird. Die Töne seiner Artgenossen in South Dakota dagegen schwingen mit einer Frequenz von 2900 Hertz, und die dort einheimischen Weibchen sind nur auf diesen tieferen Ton eingestellt. Ein Weibchen aus New Jersey wäre dort allerdings zum Single-Dasein verdammt könnte den Lockruf nicht hören.
Bei anderen Amphibien, etwa dem Krötenfrosch, ist die Niedrigfrequenz- Empfindlichkeit offenbar entwickelt. Sein Lebensraum ist die Wüste. Während der Trockenperiode liegt er schlafend in seinem unterirdischen Bau. Sobald der (seltene) Niederschlag fällt, muss er sich schnell auf Nahrungs- und Wassersuche begeben, um zu laichen. Offenbar ist das niederfrequente Regengeräusch das Signal, sein unterirdisches Domizil zu verlassen.
Es gäbe noch unendlich viele bizarre Beispiele aus der Tonwelt der Tiere, an dieser Stelle müssen wir uns jedoch auf eine kleine Auswahl beschränken. Nur eins noch: Wussten Sie, dass Zikaden ihre „Ohren“ am Hinterleib tragen und Grillen ihre „Ohren“ an den „Knien“ der Vorderbeine haben?