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Otoakustische Emissionen – ein komplizierter Begriff

Tinnitus oder was nicht dahinter steckt

Bereits 1948 vermutete der Engländer Gold die Existenz von akustischen Signalen, die durch das Innenohr produziert werden. Was damals jedoch noch für verwegene Theorie gehalten wurde, bestätigte sich 1978 durch David Kemp. Erstmalig konnten leise, entgegen der physiologischen Schalleitung ausgestrahlte Töne gemessen werden.

Kein Tinnitus

Die Entdeckung durch Kemp im Jahre 1978 bewies also, dass das Ohr nicht nur Schall aufnehmen kann, sondern, wie bereits 1948 vermutet wurde, auch Schall produzieren kann. Die ausgestrahlten Töne nannte man otoakustische Emissionen. Die otoakustischen Emissionen können vereinzelt so laut werden, dass sie für den Menschen hörbar sind. Glücklicherweise vermag das schallproduzierende Ohr seine eigenen Emissionen nicht zu registrieren, da die eigenen Emissionen entgegen der physiologischen Schalleitung ausgestrahlt werden . Dies ist auch der Unterschied zum Ohrpfeifen des Tinnitus. Das Störende des Tinnitus ist ja gerade die Wahrnehmung der eigenen Tinnitusgeräusche.

Anzeichen für korrekte Innenohrfunktionen

Im Gegensatz zum Tinnitus werden die otoakustischen Emissionen physiologischerweise von jedem gesunden Innenohr produziert und abgegeben. Erzeugt werden sie durch Bewegungen der Haarzellen des Innenohres. Sie treten sowohl spontan, als auch durch Clickreize hervorgerufen auf. Die durch Clickreize provozierten otoakustischen Emissionen macht sich die moderne Medizin jetzt zunutze. In vielen Studien wurde herausgefunden, dass otoakustische Emissionen nur bei intakten Innenohren auftreten und somit als Anzeichen für korrekte Innenohrfunktionen dienen können. Ein falsches Ergebnis liefert das Verfahren nur, wenn bei den Patienten ein vollständiger Paukenerguss vorliegt. (Flüssigkeitsansammlung hinter dem Trommelfell). Allerdings kann der Arzt einen Paukenerguss leicht feststellen und somit Gewähr für ein korrektes Ergebnis leisten.

Routineuntersuchungsverfahren bei Neugeborenen

Heute nutzt man die otoakustischen Emissionen als Routineuntersuchungsverfahren bei Neugeborenen. Angeborene Hörschwächen können so schon in den ersten Lebenswochen erkannt werden. Dies ist als eine äußerst positive Entwicklung in der Medizin zu bewerten, da die Früherkennung von Hörschwächen bei Kindern gerade in dieser Phase von besonderer Wichtigkeit ist. Gerade in den ersten Lebensmonaten der Kleinkinder entwickelt sich das Gehirn sehr rasch. Die Intelligenz- und Sprachentwicklung ist auf akustische Reize der Außenwelt angewiesen. Deshalb ist schon in dieser Phase eine ausreichende Versorgung der Kleinkinderohren mit Hörhilfen notwendig. Das Untersuchungsverfahren selbst belastet den Säugling kaum, da durch den Arzt nur eine kleine Miniatursonde in den Gehörgang gelegt werden muss. Durch diese Sonde werden leise Clickreize auf das Ohr gegeben und über ein Mikrophon die otoakustischen Emissionen registriert und aufgezeichnet.

Aber auch in der Diagnostik bei Erwachsenen zwecks Überprüfung der Innenohrfunktion und zur Lokalisation von Hörstörungen hat das Verfahren der otoakustischen Emissionen sicherlich seine Berechtigung.

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