Für viele Menschen ist Hören ein ausschließlich ernstes Thema. Aber dem muss nicht so sein. Wir möchten Ihnen einiges Buntes und Erstaunliches und auch Informatives aus der Welt der Akustik vorstellen.
Sprache dient eigentlich der Verständigung. Menschen unterhalten sich und tauschen ihre Gedanken aus. Aber mancher Gesprächspartner entpuppt sich sehr schnell als Alleinunterhalter, der nicht zu bremsen ist. Wenn es um das schnelle Sprechen geht, vollbringen viele Reporter aus Funk und Fernsehen wahre Höchstleistungen. Den absoluten Rekord holte ein britischer Radiokommentator. Bei einem besonders spannenden Pferderennen sprudelten 176 Wörter in einer halben Minute aus seinem Mund. Das sind fast sechs Wörter in einer Sekunde! Nicht so schnell - dafür erheblich lauter - kann sich der Weltrekordhalter im Brüllen, Simon Robinson, äußern. Sein Schreien wurde mit 128 Dezibel gemessen. Die gleiche Lautstärke erzeugt ein startendes Flugzeug aus fünf Meter Entfernung.
Das es nicht immer auf die Lautstärke ankommt, zeigen die Einwohner der kanarischen Insel »La Gomera«. Ihre Sprache, Silbo genannt, wird nicht gesprochen, sondern gepfiffen. Der Vorteil ist offensichtlich: Während das menschliche Rufen bei Wind nur 180 Meter weit zu hören ist, können sie sich mit Silbo auch noch über acht Kilometer Entfernung »unterhalten«. Wirklich eine pfiffige Sprache.
Schwertwale schreien mit besonders langen Rufen gegen den immer lauter werdenden Motorenlärm von Walbeobachtungsbooten an. Das hat ein britisch-amerikanisches Forscherteam durch Tonmessungen bei drei Orca- Familien vor der amerikanischen Westküste nachgewiesen. Starker Bootsverkehr und laute Motorengeräusche würden die Meeressäuger zu rund 15 Prozent längeren Rufen antreiben.
Nach Beobachtungen der Forscher sind die Orca-Familien während der Touristen-Saison täglich von mehr als 20 Booten umgeben. Die Lärmbelästigung sei Besorgnis erregend, meint die amerikanische Meeresbiologin Alisa Schulman-Janiger. Die Wale versuchten den Geräuschen wie dem „ohrenbetäubenden Krach eines Vorschlaghammers“ auszuweichen. Nach den Vorschriften sollen Boote mindestens 90 Meter Abstand halten.
Die größte Hörschärfe der Landtiere hat die Fledermaus. Sie kann Töne hören, die so hoch sind, dass sie 100.000 mal in der Sekunde schwingen. Im Vergleich dazu, muss sich das menschliche Gehör bereits bei 20.000 Schwingungen geschlagen geben. Bei den Tieren kommt es weniger auf das Unterhalten an, als auf das Überleben und Jagen. Der Brüllaffe nutzt seine Stimme zum Beispiel, um sein Revier zu markieren. Alle Artgenossen im Umkreis von fünf Kilometern können sein Brüllen hören und einen Umweg um diesen Bereich einschlagen, sofern sie keinen Streit suchen.
Neben natürlichen Geräuschquellen gibt es auch künstliche. So wurde zum Beispiel in einem Labor der amerikanischen Luft- und Raumfahrtbehörde NASA ein Geräusch von 216 Dezibel erzeugt. Mit einer solchen Lautstärke konnten die Wissenschaftler Löcher in einen festen Gegenstand bohren. Der Lärm war noch 160 Kilometer weit zu hören.
Ein Auto, das aufs Wort gehorcht, hat Martime Kempf erfunden. Das 1981 konstruierte Fahrzeug reagiert auf Kommandos wie »hupen« oder »links blinken« und führt diese automatisch aus. Der Erfolg des »hörenden« Autos hielt sich allerdings in Grenzen. Zu groß war anscheinend die Angst vor Zwischenrufen des Beifahrers oder vor folgenschweren Versprechern.
Wer täglich eine halbe Stunde in New York U-Bahn fährt, kann bereits einen Gehörschaden davon tragen, wie eine Studie der Columbia University zeigt. Denn die Lärmpegel gehen bis zu 106 Dezibel. Der mittlere Wert auf den Bahnsteigen liegt bei 94 Dezibel, in den Wagons ist es noch lauter.
Besonders fatal, so Studienlelterin Professor Robyn Gershon, ist es, wenn man den Lärm mit seinem MP3-Player zu übertönen versucht. „Lärmbedingte Hörminderungen sind ein Gesundheitsproblem von gigantischem Ausmaß", so Gershon, „daher empfehle ich Pendlern Gehörschutz, wie beispielsweise Ohrstöpsel zu tragen."
Durch die Belastung im Lauf des Tages kommt es bei den meisten Menschen zu einem vorübergehenden Absenken der Hörschwelle, so Professor Laszig von der Universität Freiburg: „Wenn man eine Hörprüfung macht - morgens, ausgeschlafen und richtig fit - und man macht die gleiche Hörprüfung abends, dann kann man bei fast allen Patienten sehen, dass sie abends schlechter hören."
Um das Gehör gab es auch schon eine handfeste Auseinandersetzung. 1739 führten England und Spanien den sogenannten »Ohrenkrieg«. Ein Spanier hatte einem britischen Matrosen das Ohr abgeschlagen, worauf es zu einer Schießerei kam. Die Engländer nutzten diesen Vorfall als Vorwand, um gegen Spanien einen Krieg zu beginnen.
Das Rauchen nicht gesund ist, ist allgemein bekannt. Nach jahrelangem Nikotingenuss steigt das Risiko an Herz- und Gefäßkrankheiten und sogar Lungenkrebs zu erkranken. Jetzt hat eine Studie mit Stahlarbeitern in Japan ergeben, dass Lärm für Menschen, die regelmäßig rauchen, gefährlicher ist als für andere. Demnach erhöht Lärm die Gefahr, einen Hörverlust zu erleiden, um 77%. Rauchen allein lässt das Risiko um 55 Prozent steigen. Die Kombination von Lärm und Rauchen, so die Studie, verdoppelt das Risiko eines Hörschadens. Dass Rauchen eine mögliche Ursache für schlechtes Hören ist, wurde auch in anderen Studien belegt. Danach erhöht das Rauchen den Sauerstoffbedarf im Körper. Zugleich vermindert es die Versorgung der Schnecke im Innenohr mit Sauerstoff, was deren Leistung beeinträchtigt.
Darunter fallen ungewohnte Klänge, Geräusche, die die eigenen Kinder machen, und wenn wir mit unserem Namen angesprochen werden.
Eigentlich zählt Musikhören zu den schönsten Formen der Wahrnehmung. Trotzdem gibt es auch in der Musik »unerhörte« Eigenarten, die sich nur mit einem großen Kunstverstand erschließen lassen. Auf der Jagd nach Rekorden ist in der Schweiz das längste Alphorn der Welt konstruiert worden. Mit 37 Metern Länge bietet es sicherlich ein beeindruckendes Bild, doch gibt das Meisterwerk der eidgenössischen Baukunst keinen (hörbaren) Ton von sich. Durch die Länge des Horns, sind alle spielbaren Töne so tief, dass kein Mensch sie hören kann.
Ein ähnliches Problem birgt das Musikstück »4/33« in sich. Das Werk mit dem eigenwilligen Titel ist das leiseste Stück aller Zeiten. Es besteht aus 4 Minuten und 33 Sekunden Stille. John Cage komponierte die drei Sätze im Jahre 1952. Das »Musikstück« ist für beliebige Instrumente bestimmt.
Um seine Musik überhaupt hören zu können, musste der schwerhörige Musiker große Mühen auf sich nehmen. Weil Zähne empfindlicher auf Schwingungen reagieren als alle anderen Körperteile, biss der Komponist auf einen Holzschlegel, den er an das Klavier hielt. Wenn Beethoven spielte, übertrugen sich die Schwingungen vom Instrument auf den Schlegel und schließlich auf Beethovens Zähne. Im Gehirn entstand so ein Höreindruck von seiner Musik.
Klein und fein sind die modernen Hörsysteme. Fachmännisch angepasst durch den Hörakustiker sitzen sie passgenau im bzw. am Ohr. Und doch kann es mal passieren, dass sie trotz sorgfältigen Umgangs verloren gehen. Ersatz gibt es selbstverständlich beim Akustiker, doch was ist mit den Kosten? Zahlt die Krankenkasse noch einmal? Was ist mit meinem Eigenanteil? Ihre Krankenkasse übernimmt in der Regel die Kosten für eine Neuversorgung in Höhe des geltenden Festbetrages, wenn keine grobe Fahrlässigkeit oder Vorsatz vorliegt. Für Ihre geleistete Zuzahlung bei einer höherwertigen Hörsystemversorgung können Sie bei Ihrer privaten Haftpflicht-/Hausratversicherung nachschauen bzw. beim Versicherer nachfragen. Es gibt Unternehmen, die den Verlust von Hörsystemen in ihren Neuverträgen einschließen. In den meisten Verträgen ist das aber nicht der Fall, so dass Sie diese Kosten selbst tragen müssen. Um in Zukunft abgesichert zu sein, fragen Sie Ihren Hörakustiker nach der speziellen Hörgeräteversicherung.
Hausaufgaben machen und dabei Musik laufen lassen? Das geht, sagen Musikwissenschaftler der TU Dortmund. In einer Studie haben sie das Konzentrationsverhalten von Schülern untersucht und kamen zu einem Ergebnis, von dem sie selbst überrascht waren: Solange es sich um die Lieblingsmusik der Schüler handelt, wirkt sie sich nicht nachteilig auf Konzentration und Lernfähigkeit aus! Grund ist nach Vermutung der Wissenschaftler, dass Musik in der Umwelt der Jugendlichen allgegenwärtig ist. Von vielen wird sie nicht mal mehr bewusst wahrgenommen. Ein Musikpsychologe formulierte es provokant: „Jugendliche haben Hornhaut auf den Ohren!". In den 90ern war das noch anders: Damals bescheinigte eine Studie Jugendlichen, die während der Hausaufgaben Musik hörten, sinkende Lernleistungen.
Schon ab 30 Dezibel sind Schlafstörungen möglich. Ab 45 Dezibel werden vermehrt Stresshormone ausgeschieden. Man träumt kürzer und ist zwischendurch länger wach.
Dass das Stillen die Beziehung zwischen Baby und Mutter besonders intensiviert, ist schon lange bekannt. Nun wurde in einer US-Studie an der University of Rochester zudem ermittelt, dass Muttermilch auch vor einer bei Kleinkindern häufig vorkommenden Mittelohrentzündung schützt. Für ihre Untersuchung hatten die Forscher die Teilnehmer in drei Gruppen unterteilt: in der ersten wurde nur gestillt, in der zweiten wurde gestillt und die Babys erhielten zudem industrielle Kost und die dritte Gruppe erhielt nur industrielle Kost. Bei den Babys wurde schließlich nach zwei und sechs Monaten geprüft, ob sie schon an einer Mittelohrentzündung gelitten hatten. Besonders deutlich zeigte sich nach sechs Monaten eine Überlegenheit der gestillten Gruppe. Hier hatten die wenigsten Kinder unter einer solchen Erkrankung gelitten.
Die Teilnehmer einer europäischen Studie hatten es nachts mit Schallbelastungen zwischen 30 und 60 Dezibel zu tun. Man stellte fest, dass das Risiko für Bluthochdruck um 14 Prozent ansteigt, wenn der Lärmpegel 10 Dezibel zulegt. Gehörschutz vom Hörgeräte-Akustiker hilft.
Nach der seit November geltenden DIN-Norm 15905-5 muss das Publikum auf die mögliche Gefährdung des Gehörs hingewiesen werden, wenn zu erwarten ist, dass der mittlere Schallpegel 85 Dezibel überschreiten wird. Ab 95 Dezibel muss der Veranstalter für jeden Besucher Gehörschutz bereit halten und dazu auffordern, diesen auch zu tragen.
Es ist doch nicht egal, was wir essen. Auch unser Gehör braucht bestimmte Vitamine, um gut zu funktionieren. Wissenschaftler aus Nigeria haben heraus gefunden, dass neben Lärmbelästigung und genetischer Veranlagung auch ein Mangel an Folsäure eine Altersschwerhörigkeit auslösen kann. So haben Personen mit niedrigeren Werten des wasserlöslichen Vitamins eine größere Wahrscheinlichkeit hohe Töne nicht mehr so gut zu hören. Hohe Töne sind aber gerade für das Sprachverstehen sehr wichtig. Um einen Folsäuremangel vorzubeugen, sollte man regelmäßig Weizenkeime, Kalbs- und Geflügelleber sowie grünes Blattgemüse essen.