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Hörgeräte – Probleme bei Spätversorgung

Von einer Spätversorgung mit Hörgeräten spricht man im allgemeinen, wenn ein schlechthörender Mensch erst zu einem späten Zeitpunkt seiner Schwerhörigkeit ein Hörgerät bekommt. Bei Erwachsenen und besonders bei älteren Menschen kommt es im Verlauf einer sich entwickelnden Schwerhörigkeit zu einer Art Hör-Entwöhnung: Umweltgeräusche werden nicht mehr wahrgenommen und nicht mehr erkannt.

Schwierigkeiten treten auch bei der Signalerkennung besonders bei der Sprache auf. Probleme in diesem Bereich bewirken eine Leistungsminderung der zentralen Wahrnehmungszentren. Wird der Schwerhörige erst spät mit einem Hörgerät versorgt, hat das fatale Folgen, weil die zentrale Verarbeitung mit den ungewohnten und störenden Informationen - von denen sie durch die Hörschwäche zu lange abgeschirmt war - nicht mehr fertig wird. Darüber hinaus führt eine unversorgte Schwerhörigkeit zu geistiger und psychischer Isolation.

Gefahr: Hörgeräte in der Schublade

Haben die Betroffenen eingesehen, dass es ohne Hilfe nicht mehr geht, sind sie entsetzt darüber, dass ein Hörgerät scheinbar alles viel zu laut macht und sie plötzlich Dinge wahrnehmen, die sie viele Jahre nicht mehr gehört haben. Dies sind vor allem Umweltgeräusche, die vorwiegend als störend empfunden werden. Nicht selten wird aus diesen Gründen das Hörgerät abgelehnt oder verschwindet in der Schublade, aus der es nur zum Fernsehen oder zu sonstigen Gelegenheiten herausgeholt wird, bei denen Sprache ohne Nebengeräusche über das Hörgerät relativ gut verstanden werden kann.

Hörgeräte so früh wie möglich nutzen

In allen diesen Fällen zeigt sich, dass eine Spätversorgung mit einem Hörgerät im wahrsten Sinne des Wortes eine zu späte Versorgung ist: Die Betroffenen haben bereits verlernt, die Geräusche ihrer natürlichen Umgebung unbewusst zu werten und Unwichtiges zu "überhören", wie es der normal Hörende ständig tut. In Fachkreisen wird deshalb zunehmend gefordert, Hörgeräte so früh wie möglich einzusetzen.

Zwar führt Schwerhörigkeit bei Erwachsenen und älteren Menschen nicht mehr - wie bei Kindern - zu einer Störung der Entwicklung von Hörbahn und Hörzentren, aber die Leistungsfähigkeit wird dennoch beeinträchtigt: Dies läuft auf zwei Ebenen ab: Einerseits findet eine Entwöhnung statt, aufgrund derer das Gehirn seine Aufgabe, ständig zu differenzieren, ob Geräusche aus der Umwelt eine Bedeutung haben oder nicht, regelrecht verlernt: Bei normal Hörenden werden uninteressante und unwichtige Nebengeräusche, die ständig wahrgenommen werden, bereits in den Bereichen des Hirnstamms so unterdrückt, dass sie dem Bewusstsein gar nicht mehr zugeführt werden. Andererseits muss bei schwierigen Signalen, wie zum Beispiel bei Sprache oder Musik, innerhalb kürzester Zeit eine Fülle von Informationen bewertet und verarbeitet werden. Dem normal Hörenden verhilft der wahrgenommene Überschuss an Informationen dazu, auf optimale Weise das Wesentliche aus dem Unwesentlichen herauszuarbeiten. Bei Schwerhörigen ist diese Leistung beeinträchtigt.

Welche schweren psychischen und psychosomatischen Auswirkungen die Schwerhörigkeit hat, wenn sie beim Erwachsenen eintritt, ist in verschiedenen wissenschaftlichen Untersuchungen gezeigt worden. Die Ergebnisse solcher Studien unterstreichen ebenso wie die Erfahrungen von Audiologen und Hörgeräte-Akustikern die Notwendigkeit, Schwerhörige so früh wie möglich mit einem Hörgerät zu versorgen. Nur so können Folgeschäden- sogenannte Sekundärschäden, die unter Umständen nicht mehr behebbar sind, vermieden werden.

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