ein Bericht von Heike Nörenberg
Flaxon ist eins von vielen betroffenen Kindern. Das Fehlen von Antibiotika, veraltete oder zu hoch dosierte Medikamente, sowie auch manuelle Einwirkungen führen sehr oft zu bleibenden Hörstörungen. Schwerhörigkeit ist in Ostafrika viel verbreiteter als bei uns.
Weltweit gehen nicht einmal 5 % aller Kinder mit einer Behinderung zur Schule. Flaxon hatte jedoch Glück: er kam in die Mugeza – Gehörlosenschule in der tansanischen Stadt Bukoba und absolviert dort eine reguläre Schulbildung, nur eben in Gebärdensprache.
Der Junge konnte sich so zwar sozial integrieren, doch ein Hörgerät hätten sich seine Eltern niemals leisten können.
Als Flaxon zum ersten Mal in den Raum kam, schaute er mich mit seinen großen Kulleraugen ununterbrochen an. Dabei zeigte er ständig auf seine Ohren. Er freute sich sehr auf seine Hörgeräte und konnte es kaum abwarten. Als er an der Reihe war spürte ich, wie stolz er war nun auch endlich Hörgeräte zu bekommen.
So können meine Kollegen ihre kleinen Klienten nun viel professioneller versorgen und betreuen. Jedes Kind, das ein individuell angepasstes Hörgerät erhält, wird namentlich erfasst und dokumentiert. Der Batterienachschub und die Versorgung mit Otoplastik-Materalien wurde uns dauerhaft von unseren Spenderfirmen Vielstedter und Detax zugesichert.
Die Zusammenarbeit macht große Freude. Jeder hier ist mit Engagement und viel Liebe dabei. Ich habe nach den jetzigen Workshops kaum noch Bedenken, dass unsere gemeinsame Aufgabe - schwerhörige Kinder in Ostafrika mit Hörgeräten zu versorgen - immer mehr Gestalt annimmt und in ein paar Jahren völlig selbständig vor Ort läuft.
Natürlich werde ich immer als unmittelbare fachliche Ansprechpartnerin zur Verfügung stehen. Auch gibt es noch unsagbar viel zu tun. Jedoch können wir schon heute sagen, dass unser Projekt langfristig auf sicheren Beinen steht. Es bedarf viel Energie und Kraft und es ist jedes Mal eine sehr emotionale Erfahrung für mich. Doch die vielen strahlenden und glücklichen Kinderaugen entschädigen mich für alles.
Das Projekt liegt mir sehr am Herzen! Mir macht es unsagbar viel Freude, diesen Kindern durch Hörgeräte den Weg zu einem selbstbestimmteren Leben zu ermöglichen.
Aufmerksam beobachtete er jede meiner Bewegungen und Arbeitsschritte. Als er seine Hörgeräte im Ohr hatte und ich ihm die Funktion erklärte kam er plötzlich ganz nah an mich heran und tippte mit seinem kleinen Finger an meine Nase. Dabei lächelte er - ein richtiger kleiner Schlingel- er wollte einfach mal meine Nase anfassen. Wir mussten beide lachen. Seit dem Augenblick hatte ich einen kleinen Freund, denn Flaxon kam nun jeden Tag und zeigte mir voller Stolz, dass er seine Hörgeräte immer im Ohr hat. Flaxon wird seinen Weg gehen, das hoffe ich sehr. Hier in der Schule werden die Sonderpädagogen seine Sprachentwicklung fördern, somit wird er sprechen lernen. Der Weg in ein selbstbestimmteres Leben steht Flaxon nun offen.
Schallschlauchmaterial, Reinigungs - und Pflegematerialien wurden großzügig gespendet. Wartungen und kleine Reparaturen können heute schon direkt vor Ort von den ausgebildeten Audiologen und Sonderpädagogen durchgeführt werden. Das ist so großartig!
Die Programmierung der Hörgeräte vor Ort ist ein Riesenschritt für das Hilfsprojekt. Die einheimischen Audiologen verfügen nun über Klinik-Audiometer, Materialien und Instrumente für die komplette Durchführung der individuellen Ohrabdrucknahme, die erforderliche Technik für die Ausarbeitung von Ohrabdrücken, Fräsmaschinen, verschiedene Bohrer und Fraser. Mit der gesponserten Laboreinrichtung sind nun professionelle Hörgeräteversorgungen durchführbar!